“Wer die Mäanderebene durchquert, dem droht im Osten der finsterzackige Gipfel des Latmos, eines Granitgebirges eruptiver Entstehung. Durch einen See getrennt von der Durchgangsstrasse, unwirtlich und armselig, ist dies Gebirge von jeher die einsamste Gegend des Landes gewesen. In der beispiellosen Wildheit des durcheinander geworfenen Gesteins ist der Latmos eines der grössten Naturerlebnisse, die einem Reisenden beschieden sein können“ (M. Schede, 1936).
In dieser, von M. Schede seinerzeit so treffend beschriebenen Gebirgsregion fanden sich in den vergangenen Jahren zahlreiche, weitgehend unbekannte Siedlungsspuren, die massgebend von der Felslandschaft des Latmos geprägt sind. Der Latmos war einer der heiligen Berge Anatoliens, sein Gipfel Sitz des höchsten Gottes, des Wettergottes. Von den zahlreichen Entdeckungen der letzten Zeit sind die prähistorischen Felsmalereien mit ihrer einmaligen Bilderwelt zweifelsohne die wichtigste. In der Karadere-Höhle, vermutlich dem zentralen Heiligtum des Wettergottes, wird selbst dem heutigen Besucher der Bezug zwischen Felsmalerei und Bergspitze bewusst.
Dr. Anneliese Peschlow-Bindokat, wiss. Oberrätin am Deutschen Archäologischen Institut Berlin (DAI), ist seit über 20 Jahren Leiterin des Latmos-Projektes.
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